Nimm's richtig

Bestimmt ging es Ihnen auch schon mal so, dass Sie nicht genau wussten, wie Sie ein Arzneimittel anwenden sollten. Anwendungsfehler können jedoch erhebliche Folgen für die Betroffenen haben. Mit der Initiative MeinPlan will das Aktionsbündnis Sichere Arzneimittelanwendung Rhein-Neckar Kreis/ Heidelberg die Arzneimitteltherapiesicherheit in der Region nachhaltig verbessern.

Ein Medikamentenplan, in dem alle Arzneimittel einschließlich des Anwendungsgrundes, der Dosierung und relevanten Anwendungshinweisen notiert sind, soll dem Patienten und Behandelnden helfen, stets einen Überblick über die aktuelle Medikation zu haben.

Auf der Homepage "www.nimmsrichtig.de" steht ab sofort ein elektronischer Medikationsplan (E-Medikationsplan) zur Verfügung. Unter Angabe des Passworts "meinplan" findet man dort eine Liste aller handelsüblichen Medikamente und kann daraus in wenigen Schritten seinen persönlichen E-Medikationsplan erstellen und pflegen. Diese Seite wird von Frau Beate Strauß

Betreut wird die Seite www.nimmsrichtig.de

von Frau Beate Strauß,
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im
Universitätsklinikum Heidelberg
University Hospital Heidelberg
Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung

Department of General Practice and Health Services Research
Marsilius-Arkaden
Im Neuenheimer Feld 130.3, Turm West
69120 Heidelberg

Telefon: 06221 – 56 6206

Frau Strauß hat uns in einem Vortrag aufgezeigt, warum ein aktueller Medikationsplan wichtig ist und was wir sonst noch beachten sollten, damit unsere Medikamente sicher wirken können.
Von Ihr stammen auch die nachfolgenden Informationen.

 

Einfluss der Nahrungaufnahme auf die Wirkung von Parkinson-Medikamenten

Nachtrag zum Vortrag beim Mittwochstreff am 09.03.2016
Frau Strauß schreibt:


Liebe Frau Breitenbücher,

vielen Dank noch einmal, dass Sie den gestrigen Vortrag ermöglicht haben. In Ergänzung dazu möchte ich Ihnen folgende Informationen zukommen lassen. Zu der Frage, wie die Nahrung die Wirkstoffaufnahme im Detail beeinflusst, finde ich in Fachinformationen nachfolgende Angaben.

Vorab: Die Aufnahme von Levodopa, Carbidopa und Entacapon unterliegt erheblichen intra- und interindividuellen Schwankungen, was bedeutet, dass nicht nur verschiedene Personen die Wirkstoffe verschieden aufnehmen können, sondern auch die gleiche Person zu unterschiedlichen Zeitpunkten Schwankungen erlebt.

Abhängig ist das Untersuchungen zufolge z.B. von Alter, Geschlecht und Gewicht. Ich habe Untersuchungen gefunden, die ergaben, dass Frauen Levodopa signifikant besser aufnehmen als Männer. Als Grund wird u.a. das unterschiedliche Körpergewicht angegeben. Im Alter kommt hinzu, dass sich der Magen langsamer entleert und daher die Aufnahme verzögert ist.

Levodopa wird rasch aufgenommen und ausgeschieden, wobei die Aufnahme von Levodopa im oberen Abschnitt des Dünndarms geschieht. Etwa 1 Stunde nach der Einnahme wird die höchste Konzentration im Blutplasma erreicht, wobei diese proportional zur eingenommenen Dosis (50-200mg) ist. Carbidopa, Entacapon und Benserazid sind im Übrigen Wirkstoffe, die den Abbau von Levodopa verlangsamen.

Nun kommen die gewünschten Prozentangaben, wobei die aufgrund der Schwankungen auch nicht absolut zu sehen sind:

Die Bioverfügbarkeiten liegen normalerweise bei Levodopa bei 15 – 33 %, bei Carbidopa 40 – 70 % und bei Entacapon 35 % nach einer oralen Dosis von 200 mg. Bioverfügbarkeit ist der Anteil an Wirkstoff, der nach Schlucken des Medikaments im Körper zur Wirkung kommen kann, im Vergleich zu einer intravenösen Anwendung. Man erkennt also den enormen Einfluss der Aufnahme durch den Darm, vor allem bei Levodopa, unabgängig von der Nahrungsaufnahme!


Nahrungsaufnahme (insbesondere mit einem hohen Anteil an großen neutralen Aminosäuren wegen der Konkurrenz um die Aufnahmemechanismen) verlangsamt die Aufnahme und führt dazu, dass weniger aufgenommen wird. Konkret: „Die maximale Plasmakonzentration von Levodopa ist um 30 % niedriger und wird erst nach der 2- oder 3-fachen Zeit erreicht, (also 2-3 Stunden). Das Ausmaß der Resorption des Wirkstoffs wird bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme um 15 % reduziert.“ „Maximale Plasmakonzentration“ und „Ausmaß der Resorption“ sind wie Bioverfügbarkeit feststehende Begriffe in der Pharmakokinetik.

Das heißt schließlich: ein bisschen Wirkstoff kommt vermutlich an, nimmt man ihn zum Essen - zumindest mehr, als würde man die Tablette gar nicht nehmen. Die Wirkung ist alles andere als ausreichend, vor allem, weil die Aufnahme und Wirkung von Levodopa eh Schwankungen unterliegt.

Ich hoffe, die Fragen damit beantwortet zu haben. Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie mir gerne schreiben.

 Viele Grüße

Beate Strauß

 

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